Brief an den kolumbianischen Präsidenten |
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Sehr geehrter Herr Präsident Alvaro Uribe Vélez,
aus den Nachrichten und aus gesicherten Informationen von internationalen Beobachtern wie Amnesty International, Peace Brigades International und Ärzte ohne Grenzen habe ich erfahren, dass die Friedensgemeinde San José de Apartadó seit ihrer Gründung im Jahr 1997 immer wieder Ziel von bewaffneten Angriffen wurde. Diese Angriffe gingen von kolumbianischen Militärs, Polizei, Paramilitärs und Guerillagruppen aus. Dabei wurden Männer, Frauen und Kinder verfolgt, entführt, gefoltert und auf grausame Weise ermordet, die Leichen werden oftmals sogar zerstückelt!
Nun erreicht uns die Nachricht, dass im Juni 2005 ein Schreiben an verschiedene internationale Organisationen versandt wurde, in dem davor gewarnt wird, die Menschen von San José in irgendeiner Form zu unterstützen. Der Grund: ?Kooperation mit Guerillas?, also: Terrorismus!
Die Bewohner von San José de Apartadó besitzen keine Waffen und haben in keiner Weise am Konflikt teil. Sie leben nach bestimmten Regeln für eine friedliche Gemeinschaft, zu denen unter anderem die Ablehnung von Alkohol gehört. Gewalt wenden sie keine an. Sie brauchen Schutz!
Ich bitte Sie daher dringend um eine Richtigstellung gegenüber der internationalen Öffentlichkeit, den Botschaften, der Presse und der kolumbianischen Bevölkerung. Diese Stellungnahme muss zum Inhalt haben, dass es sich bei den Bewohnern von San José de Apartadó um eine Friedensgemeinde handelt, die keinerlei Kontakte zu Guerilla- oder anderen bewaffneten Organisationen hat. Wir wissen, dass die kolumbianische Verfassung in ihrem Artikel 22 besagt: ?Frieden ist eine Pflicht und ein Recht, das verbindlich zu gewähren ist.?
Aus dem Friedensdorf San José de Apartadó könnte durch internationale Kooperation ein Zukunftsmodell für Frieden und moderne Solartechnologie werden. San José de Apartadó ist ein Hoffnungsträger für die Akzeptanz Kolumbiens als ernstzunehmende südamerikanische Demokratie. Nur ein Land, in dem friedliche Menschen friedlich leben können und in dem Friedensgemeinden von der kolumbianischen Regierung respektiert werden, ist es wert, internationale Anerkennung und Unterstützung zu erhalten. Für weitere Übergriffe gegen die Friedensgemeinde mache ich die kolumbianische Regierung verantwortlich.
Bitte informieren Sie mich darüber, wo Ihre Stellungnahme veröffentlicht wird. Ich werde die Vorgänge um San José de Apartadó und andere Friedensdörfer in Kolumbien weiterhin sehr genau mitverfolgen.
Mit freundlichen Grüßen
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Anschreiben_Pr_sident_San_Jose.pdf
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